Sündenlohn

Der Maler hat es mit dem Anstreicher gemeinsam, dass er sich die Hände schmutzig macht. Eben dies unterscheidet den Schriftsteller vom Journalisten.

The painter has in common with the house painter that he gets his hands dirty. This is what distinguishes the writer from the journalist.

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Einleitung des Übersetzers

Im letzten Frühjahr spielte mir ein glücklicher Zufall das kurz vorher erschienene  Sinclairsche Buch „The Brass Check, A Study of American Journalism“ in die Hand. Ich las es mit wachsenden Interesse in einem Zug, und von der ersten bis zur letzten Seite haben seine tief erregenden Schilderungen und ungemein anregenden Erörterungen mich so angemutet, als ob ich das alles, alles schon einmal mitgemacht, mitgedacht hatte. Aber nicht etwa in einem wüsten Traum oder in einem transzendeentalen Vorleben, an das vermeintlich Erinnerungen mitunter sich einstellen, sondern im heißen, wirklichen Leben, von Kindheit an auf jeder Altersstufe, hatte ich das miterlebt und mitersonnen. Gleich Sinclair war auch ich im Respekt vor der Herrin Presse auferzogen worden. Wie ihm gingen mir die Augen frühzeitig darüber auf, in welch hohem, stetig wachsenden Maße auf die moderne Presse der Nebensinn der französischen Bezeichnung für Herrin paßt.

Wie schaffen wir eine europäische Presse?

Heute ist sie ein Dämon geworden, der die grausamsten Instinkte, die häßlichsten Leidenschaften der Völker und der Einzelnen zu entfesseln scheint, eine unheimliche Gewalt, vor deren Wirkung, wir uns, wenn wir noch Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit haben, entsetzen.

Wo das Salz der Kritik fehlt oder gewaltsam beseitigt wird, tritt Verwesung ein, mag es sich um einen autokratisch, demokratisch, sozioalistisch oder bolschewistisch geleiteten Staat handeln. Mangel an Kritik oder Unterdrückung hat noch immer und überall zum Misbrauch jeglicher Macht verleitet. Wer vermag Kritik am wirksamsten zu üben? Einzig und allein die heute fast überall versagende Presse, die deshalb versagt, weil es ihr an Selbstkritik fehlt, weil sie unfrei bis ins Mark geworden ist. Sie zu befreien , sie zum heilsamen Werkzeug der Höherenentwicklung der Menschheit auszugestalten, ist nicht allein an den Männern und Frauen gelegen, die innerhalb einer Zeitung sitzen und dort Versuchungen ausgesetzt sind , wie solche an keinen andeen Beruf heranschleichen. Es ist ebenso Aufgabe der gelegentlichen Mitarbeiter, die sich nur zu oft dazu hergeben, um der sichtbareren Tribüne – öffentlich wahrnehmungssüchtig – oder des höheren Honorars willen – auch einen Sündenlohn – mit ihren guten Namen dem Ruf eines übel beleumundeten Blattes aufzuhelfen.

Wie man sieht: Überall dasselbe abstoßende Bild! Und wie der Gesamteindruck überall dasselbe, so ist`s auch mit dem besonderen Zügen, wofür einige Beispiele herangezogen werden sollem.

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